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Radtour entlang des Wesel-Datteln-Kanals

Der Wesel-Datteln-Kanal (WDK, Gewässerkennzahl: 75101) ist eine Bundeswasserstraße im Bundesland Nordrhein-Westfalen und nach dem Rhein die meistbefahrene Wasserstraße Deutschlands. Der Schifffahrtskanal verläuft durch das nördliche Ruhrgebiet und verbindet den Rheinstrom bei Wesel mit dem Dortmund-Ems-Kanal am Wasserstraßenkreuz Datteln [...]

Soweit die Info auf Wikipedia

Offizielle Beschilderung des WDKIn Wesel, am Kilometer 813, zweigt der WDK vom Rhein ab. Ab hier verläuft er für rund 60 Kilometer immer in der Nähe des Flusses Lippe entlang bis nach Datteln.

Für mich ist der Wesel-Datteln-Kanal aber mehr als "nur" eine Bundeswasserstraße. Seit rund 30 Jahren wohne ich nun schon in einem kleinem Ort an diesem künstlichen Wasserweg. In all diesen Jahren war der Kanal für mich Badespaß, Anglerparadies sowie Schlauchboot- und Kanurevier. Und einmal, im kalten Winter 2009/2010 wurde er sogar zur Schlittschuhbahn, bevor das passierte, was ich bis dahin nur von Fernsehreportagen über Grönland kannte: Eisbrecher wurden eingesetzt und durchschnitten das Eis auf dem zugefrorenen Kanal.

Aber: Mehr als rund zehn Kilometer in die eine und ca. 15 Kilometer in die andere Richtung habe ich noch nicht von ihm kennengelernt. Höchste Zeit, dass zu ändern. Schließlich mißt der WDK in seiner ganzen Länge rund sechzig Kilometer. Und so begebe ich mich an einem Samstagmorgen nach Wesel, um eine Radtour entlang des Kanals bis nach Datteln zu machen.

Vom Rheinabzweig bei Wesel bis Hünxe

Start in Wesel ist der Schiffermast, der alle Schiffe begrüßt, die vom Rhein in den Wesel-Datteln-Kanal abbiegen. Viel Zeit, den Mast mit den bunten Fähnchen zu bewundern, bleibt den Schiffsführern hier aber nicht. Nur wenige Meter später wartet bereits die erste Schleuse, die durchfahren werden muß. Auf seinen 60 km Länge überwindet der WDK einen Höhenunterschied von rund 41 Meter. Das geschieht mit Hilfe von sechs dieser "Abstiegsbauwerke", wie der Fachmann sagt. Und hier, ca. 1,8 Kilometer vom Rheinabzweig entfernt, wartet mit der Schleuse Friedrichsfeld gleich das erste.

Einfahrt in den Wesel Datteln
-> Einfahrt in den Wesel Datteln

Schiff vor dem Schiffermast in Wesel
-> Schiff vor dem Schiffermast in Wesel

Schleuse Friedrichsfeld in Wesel
-> Schleuse Friedrichsfeld in Wesel, Westansicht

Schleuse Friedrichsfeld in Wesel
-> Schleuse Friedrichsfeld in Wesel, Ostansicht

Wie die anderen fünf Schleusen auch, verfügt Friedrichsfeld über zwei Schleusenkammern. Die jeweils größere wurde mit Fertigstellung des Kanals im Jahre 1931 in Betrieb genommen. Alle großen Schleusen sind rund 220 Meter lang und 12 Meter breit. Das war damals wohl ein Standartmaß ;-)


  WDK-Geschichte, 1. Teil:

Gebaut wurde der Kanal von 1915 bis 1931. Wer sich bei der Länge dieser Bauzeit sogleich an moderne Bauten wie zum Beispiel einen bekannten Flughafen in der Nähe unserer Bundeshauptstadt erinnert, dem sei gesagt: Nein, dem war nicht so. Zwar wurde tatsächlich 1915 mit dem Bau begonnen, er wurde aber aufgrund des 1. Weltkrieges schon 1916 wieder unterbrochen. Erst ab 1924 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Aufgabe des WDK sollte eine Entlastung des Rhein-Herne-Kanals sein. Die Nord- und Ostwanderung von Bergbaues und Industrie brauchte Unterstützung. Der Wesel-Datteln-Kanal stellte über den Rhein eine Verbindung dar zu den großen Hafenstädten in Belgien und den Niederlanden.

 



Wir fahren hier in Fahrtrichtung links, der Kanal liegt also auf unserer rechten Seite. Das wechseln der Kanalseite ist kein Problem und wird von uns auch des öfteren gemacht. Entweder an den Schleusen, aber auch an fast jeder Brücke kann man das machen.

Das Wetter ist recht gut, teilweise sonnig. So freuen wir uns über viel Baumbestand rechts und links des Weges, der uns Schatten spendet. Wobei es manchen ja gerade in der Sonne gut gefällt.

Schattiger Radweg
-> Schattiger Radweg

Kühe in der Sonne
-> Kühe in der Sonne

Rund 13 Kilometer strampeln wir entspannt am Kanal entlang, wechseln auf einer der Brücken auch mal die Seite, bevor wir die Schleuse Hünxe erreichen.


  WDK-Geschichte, 2. Teil:

Die beim Kanalbau ursprünglich geplante Kapazität der Schleusen war bereits Ende der 1930er Jahre erreicht. Trotzdem dauerte es nochmal rund dreißig Jahre, bis endlich Entlastung da war: Zwischen 1966 und 1970 wurden alle sechs Kanalstufen um eine zweite, kleinere Schleuse erweitert. Diese sind mit rund 110 m Länge nur halb so lang wie ihre großen "Schwestern", mit ca. 12 m Breite aber genauso breit.

 



Schleuse Hünxe, Westansicht
-> Schleuse Hünxe, Westansicht

Schleuse Hünxe, Ostansicht
-> Schleuse Hünxe, Ostansicht

Von Hünxe nach Dorsten

Heute, an diesem Samstag, ist nicht besonders viel los auf dem Kanal. Ich habe leider keine aktuelleren Zahlen gefunden, aber im Jahre 2003 gab es etwa 23.400 Schleusungen. Das sind rund 64 pro Tag. Daher hatte ich hier mehr Schiffsverkehr erwartet. Aber vielleicht ist es am Wochenende eher ruhiger, innerhalb der Woche dafür um so voller.

Das fahren entlang des Kanals ist sehr entspannt. Keine Steigerungen, wenig andere Radler, kaum Fußgänger. Statt dessen viel Natur, "Laubenpieper" auf der gegenüberliegenden Kanalseite und schließlich auch ein Abstecher auf die legendäre "Route 66" :o) Und wem das noch nicht reicht, der findet kurz vor Dorsten sogar einen Biergarten direkt am Kanalufer.

Viel Natur entlang des WDK
-> Viel Natur entlang des WDK

Schrebergärten am WDK
-> Kleine Gärten auf der gegenüberliegenden Kanalseite

Route 66 am WDK
-> Route 66 am Wesel-Datteln-Kanal?

Biergarten direkt am Kanal
-> Pause im Biergarten direkt am Kanal

Wir nähern uns der Schleuse Dorsten und damit fast genau der Hälfte des Weges. Es ist auffällig, wie ähnlich sich all diese Schleusen sind. Eine große und eine kleine Schleusenkammer, ein breites Hafenbecken, mehrere Poller mit gelben "Hut" - wenn da nicht jeweils ein Namensschild aufgestellt wäre, könnte man die einzelnen Schleusen fast verwechseln. Gerade befindet sich das Frachtschiff "Paceas" in der Schleuse. Beim Heben und Senken der Schiffe werden hier in der großen Kammer in Dorsten immerhin 26.500 m³ Wasser bewegt. Und das braucht seine Zeit.

Schleuse Dorsten
-> Schleuse Dorsten

Schleuse Dorsten Westansicht
-> Schleuse Dorsten Westansicht

Schiff in der Schleuse
-> Schiff in der Schleuse

Von Dorsten nach Flaesheim

Kurz hinter Dorsten ist der Weg am Kanal dann gesperrt. Der Chemiepark Marl erlaubt kein durchfahren, darum ist hier Ende-Gelände. Ein Metalltor und Maschendraht riegeln den Weg ab und dahinter wuchert das Unkraut auf den sonst so gut gepflegten Kanalweg. Ab hier verlassen wir den WDK und schlagen uns ein wenig abseits der Wasserstraße durch. Ein großes Problem ist das aber zum Glück nicht. Der Kanal verläuft nämlich parallel südlich der Lippe in deren unmittelbarer Nähe. Daher wurde und wird er auch immer noch gerne als "Lippe-Seitenkanal" bezeichnet. Hier bei Dorsten wurde die Lippe beim Bau des Kanals etwa 500 Meter nach Norden verlegt. Und genau an dieser Lippe wurde in den letzten Jahren eine Art Damm aufgeschichtet, auf dem wir nun den Chemiepark umfahren. Dank des hohen Wuchses von Bäumen und Sträuchern ist von der Industrie kaum etwas zu sehen.

Kanal gesperrt
-> Ab hier ist der Kanal rund um dem Chemiepark Marl gesperrt

Auf dem Lippedamm
-> Auf dem Lippedamm umfahren wir den Chemiepark Marl

Kurz vor Flaesheim hat uns der Kanal dann wieder. Oder wir ihn. Schließlich wollen wir ja eine Kanaltour machen. Die Schleuse Flaesheim liegt bei ungefähr Kilometer 50. Wie die anderen Schleusen auch ist sie für Schiffe mit einen Tiefgang von bis zu 2,80 Meter ausgelegt. Das erscheint mir nicht viel, insbesondere wenn ich die mit Kohle, Holzpellets oder Metallschrott vollbeladenen Kähne sehe. Aber es scheint ausreichend zu sein, denn das hier ein Schiff auf Grund gelaufen ist, habe ich noch nicht gehört.

Schleuse Flaesheim Westansicht
-> Schleuse Flaesheim Westansicht

Schleuse Flaesheim Ostansicht
-> Schleuse Flaesheim Ostansicht

Von Flaesheim nach Ahsen

Rund 1,50 Kilometer hinter der Schleuse befindet sich die Marina Flaesheim, ein kleiner Yachthafen, der aus einem Baggersee zur Sandgewinnung entstanden ist. Damit man hier vorbeikommt, sollte man spätestens ab Flaesheim in Fahrtrichtung links fahren.


Einfahrt zur Marina Flaesheim
-> Einfahrt zur Marina Flaesheim

Nach knapp 56 Kilometer auf unserer Tour kommt die Schleuse Ahsen in Sicht. Auch sie bietet mit der großen und der kleinen Schleuse das schon gewohnte Bild. Betätigt werden die Schleusen übrigens durch Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes, die in den einzelnen Steuerständen jeweils vor Ort sitzen.

Schleuse Ahsen Westansicht
-> Schleuse Ahsen Westansicht

Blick auf Hafenbecken Schleuse Ahsen
-> Blick auf das Hafenbecken in Ahsen

Kleine Kammer Schleuse Ahsen
-> Die kleine Kammer der Schleuse Ahsen

Schleuse Ahsen Ostansicht
-> Schleuse Ahsen Ostansicht

  WDK-Geschichte, 3. Teil:

Damit auch große Schubverbände den Kanal nutzen konnten, begann man 1966 damit, den WDK einseitig mit Spundwänden auszukleiden. Vermutlich hatte man sich bei Beginn dieser Maßnahme nicht träumen lassen, dass diese Unterfangen ganze 24 Jahre dauerte. Erst 1990 wurden die Arbeiten daran abgeschlossen.
1992 und 1993 wurden dann an allen Schleusen die Hubtore ersetzt. Wobei dass mit Sicherheit nicht die letzte der Arbeiten am Wesel-Datteln-Kanal waren.

 



Endspurt: Von Ahsen nach Datteln

Ab der Schleuse Ahsen kommen wir sozusagen zum Endspurt der Tour. Noch rund vier Kilometer sind es bis zur Schleuse Datteln, hinter der der Wesel-Datteln-Kanal in den Dortmund-Ems-Kanal mündet. Als wir die letzten Brücke unserer Tour unterqueren und die Schleuse Datteln in Sicht kommt, haben wir:

* 4 Eisenbahnbrücken
* 49 Straßen- und Wegebrücken
* 7 Fußgängerbrücken
* 9 Rohr-/Kabelbrücken
* 29 Düker und Durchlässe, sowie
* 59 Rohr- und Kabeldüker

über- bzw. unterquert. Und mit der Schleuse Datteln dann bald auch sechs Schleusen passiert.

Schiff auf dem WDK
-> Schiff auf dem WDK

Blick auf die Schleuse Datteln
-> Die Schleuse Datteln kommt in Sicht

Schleuse Datteln Westsicht
-> Schleuse Datteln Westsicht

Grosse Kammer Schleuse Datteln
-> Die grosse Kammer der Schleuse Datteln

Schleuse Datteln Ostansicht
-> Schleuse Datteln Ostansicht

Die Schleuse selbst gleicht ihren fünf Vorgängerinnen auf dem Weg von Wesel bis hierher. Lediglich, dass sie die sechste und letzte entlang des Kanals ist, hebt sie von den anderen ab. Eine gleichzeitige Schleusung in den beiden Kammern dauert rund 40 Minuten. Hier ist bei den Schiffern also durchaus Geduld gefragt.

Hinter der Schleuse sind es nur noch wenige Meter bis zum Dortmund-Ems-Kanal. Ab hier führt der Weg entweder nach links Richtung Nordsee oder nach rechts über den Rhein-Herne-Kanal oder dem Datteln-Hamm-Kanal zu weiteren Zielen. Wie in Wesel steht auch hier in Datteln ein Schiffermast, allerdings um einiges kleiner.

Dattelner Meer
-> "Dattelner Meer" mit dem Abzweig in den Dortmund-Ems-Kanal

Schiffermast in Datteln
-> Schiffermast in Datteln

Für uns ist die Tour hier zu Ende. Sechzig Kilometer waren gut an einem Tag zu schaffen. Allerdings haben wir auf sightseeing rechts und links des Kanals verzichtet. Wer mag, findet in Wesel und Dorsten, Haltern und auch Datteln Städte, die zu Pausen und Besichtigungen einladen.


Und hier noch einige Schnappschüsse von unterwegs:

Boote umtragen
-> Kleine Boote wie z.B. Kanus dürfen nicht geschleust werden, sondern müssen um die Schleuse getragen werden

Logenplatz am Kanal
-> Logenplatz am Kanal

Ententreffen
-> Stein mit Landkarte

Ententreffen
-> Ententreffen

Schild am Kanal
-> Schild am Dattelner Meer

Fasan am Kanal
-> Fasanenrennen

Angler am Kanal
-> Angler am Kanal

'Windräder' am Kanal
-> "Windräder" am Kanal


Zuständige Behörde für den WDK ist das Wasserstrassen- und Schifffahrtsverwaltung Duisburg.
Weitere Informationen bekommst Du hier:
wsa-duisburg-meiderich.de



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Wer schreibt hier?

  1. Detlev, Jahrgang '61
  2. Motorradfahrer - Wanderer - Radfahrer
  3. Hobbyfotograf
  4. Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
that's me

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Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.

Viel Spaß dabei!


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"Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nicht angeschaut haben."

Nicht nur der berühmte deutsche Forschungsreisende Alexander von Humboldt wusste, dass Reisen den Horizont erweitert :o)



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